Sowohl das Christentum wie auch der Islam erheben den Anspruch, Offenbarungsreligionen zu sein. Jesus Christus verkündete, dass die durch ihn überbrachte Botschaft nicht von ihm, sondern von Gott sei:
Wenn ich habe nicht von mir aus gesprochen, sondern der Vater, der mich gesandt hat, hat mir den Auftrag gegeben, was ich sagen und reden soll.
- Johannes 12:49
Sich selbst beschrieb er als einen Menschen,
[...]der euch die Wahrheit verkündet hat, die ich von Gott gehört habe.
- Johannes 8:40
Ebenso wird im Qur´an der Anspruch erhoben, dass die Offenbarungen, die dem Propheten Muhammad zuteil wurden, vom Herrn der Welten stammten:
Siehe, dies (d.h. der Qur´an) ist eine Offenbarung des Herrn der Welten. Der Geist, der die Treue hütet, ist mit ihm herabgestiegen auf dein Herz, damit du einer der Warner seiest.
- Qur´an 26:192-194
Daraus ist ersichtlich, dass die Wahrhaftigkeit beider Religionen von der Genauigkeit, mit der die offenbarten Worte ihrer Stifter aufgezeichnet worden sind, und von der textlichen Reinheit der Schriften abhängt. Wenn die Offenbarung Gottes fehlerhaften Überlieferungen und Veränderungen als von der Wahrheit abgewichen betrachten.
Es gibt nichts, was den Gegensatz zwischen Islam und Christentum krasser herausstellen würde, als ein Vergleich zwischen der islamischen Einstellung gegenüber Jesus und der christlichen Auffassung von Muhammad. Denn während die Muslime Jesus als großen Propheten Gottes ansehen und ihn genauso lieben und achten wie den Propheten Muhammad, verwerfen die Christen letzteren nicht nur, sondern stellen ihn, zumindest bis vor einigen Jahren, so verächtlich wie möglich hin. Eine unvoreingenommene Untersuchen der beiden Biographien zeigt jedoch, dass die Begründer des Christentums und des Islam gottesfürchtige Menschen waren, die sich Religion Gottes zu verkünden und die Menschen aus Irrtum und Sünde herauszuführen und dem Willen Gottes in der Welt Geltung zu verschaffen.
Jesus Christus wurde sieben bis fünf Jahre vor Beginn christlicher Zeitrechnung in einem bescheidenen Heim in Palästina geboren. Über die frühen Jahre seines Lebens ist nur den Worten Lukas, nach dem er an Weisheit und Statur und in Gottes und der Menschen Gunst wuchs. Als er zwischen dreiunddreißig und fünfunddreißig Jahre alt war, trat in Palästina ein Prophet auf, der die Taufe als Buße für die Vergebung der Sünden predigte. Er hieß Johannes der Täufer, und Jesus ging zu ihm und wurde von ihm getauft. In diesem Augenblick wurde Jesus offenbart, dass Gott ihn zum Messias der Juden auserwählt habe, um die wahre Religion wiederzubeleben und die lange Reihe israelitischer Propheten zu besiegen. Den Kindern Israels war die Religion Gottes keineswegs unbekannt, doch war zu der Zeit, als Jesus seine Sendung übernahm, der Geist der wahren Religion an der Weltlichkeit der Sadduzäer und dem Formalismus und der trivialen Juristerei der Pharisär erstickt. So verkündeten sie beispielweise in den Worten des Talmud Derjenige, der das Händewaschen gering schätzt, wird zugrunde gehen. Das tadelte Jesus mit den Worten Ihr verstoßt wissentlich gegen die Gebote Gottes, damit könnt. Für den Sabbat hatten sie geradezu absurde Vorschriften. So sollte man zum Beispiel am Sabbat 2000 Ellen gehen dürfen, jedoch auf keinen Fall mehr. Essig durfte zwar zu Linderung von Halsschmerzen eingenommen, jedoch nicht zum Gurgeln verwendet werden.
Jesus schob diese ausgeklügelten und erzwungenen Vorschriften ungeduldig weg und erklärte, der Sabbat sei um der Menschen willen da, und nicht umgekehrt. Auch warnte er sie:
Wehe euch Schriftgelehrten Pharisäern, euch Heuchlern, denn ihr zahlt ein Zehntel auf Minze, Anis und Kümmel, lasst aber die gewichtigeren Angelegenheiten des Rechts, der Barmherzigkeit und des Glaubens außer Acht. Ihr blinden Führer, die ihr euch um eine Mücke Mühe macht und ein Kamel verschluckt.
Der Kern seiner Religion war die Liebe zu Gott und den Menschen, die durch seine von Gott inspirierten Predigten und wunderschönen Gleichnisse seinem Volkans Herz zu legen versuchte.
Die Pharisäer und Sadduzäer erkannten ihn nicht als den Messais an, dessen Kommen die früheren israelitischen Propheten bereits verkündet hatten. Sie wurden vielmehr zu seinen Todfeinden, die den römischen Prokurator zwangen, ihn zum Tode am Kreuz zu verurteilen. Dieser Mann, von seinem mit Blindheit geschlagenen Volk wie ein gewöhnlicher Übertäter behandelt, war eine der bewunderungswürdigsten Persönlichkeiten der Geschichte. Er führte ein reines, edles und gottesfürchtiges Leben. In Erfüllung des göttlichen Willens und im Umgang mit seinen fehlgeleiteten Landsleuten zeigte er seine seltene Kombination aus Milde und Mut. Er war sanftmütig, selbstlos und demütig und diente seinen Freunden und betete für seine Feinde. Zwar vollbrachte er viele Wunder, ließ sich aber dadurch nicht zum Hochmut verleiten, sondern bezeichnete sie stets als einen Fingerzeig Gottes und räumte sogar ein, dass andere es ihm darin gleich tun könnten. Sein Mitleid für Sünder und Leidende war in der tat bewundernswert. Von ihm kann man wirklich sagen, dass er den Teufel besiegt hat.
Das Verbrechen der Juden gegen Jesus beraubte sie des Segens und der Gunst Gottes. Jesus erklärte ihnen, dass nach ihm kein weiter Prophet unter ihnen erscheinen werde und dass das Königreich Gottes von ihnen genommen und einem Volk zuteil würde, das würdiger sei. Er verkündete auch, dass der Stein, den die Bauleute verworfen hatten, von Gott dazu auserwählt worden war, der Eckstein zu werden. Er meinte damit, dass die Kinder Ismaels, die von den Israeliten zurückgewiesen und enterbt worden war, von Gott zum größten Segen auserwählt wurden- der Weltprophet würde nämlich unter den Israeliten erscheinen. Jesus kündigt sein Kommen unmissverständlich an:
Noch vieles hab ich euch zu sagen, doch könnt ihr es jetzt nicht tragen, wenn aber jener kommt, der Geist der Wahrheit, wird er euch hinführen zu vollen Wahrheit, denn nicht von sich aus wird er reden, sondern was er hört, wird er reden, und das Kommende wird er euch künden.
- Johannes, 16:12, 13
In einem nichtkanonisierten Evangelium, dem des HI. Barnabas, erwähnt Jesus den Geist der Wahrheit oder den Tröster, den Propheten, der nach ihm die Welt zur Wahrheit führen sollte, mit folgenden Worten:
Da sagte der Priester: Wie soll der Tröster heißen und welche und welche Zeichen verheißen seine Ankunft? Jesus antwortete: Der Name des Trösters ist Lobenswert, denn Gott gab ihm diesen Namen, als Er seine Seele schuf und umgab ihn mit himmlischen Glanz. Gott sagte:
Siehe, Muhammad, deinetwegen will ich das Paradies erschaffen, die Welt, und eine Vielzahl von Geschöpfen, die ich dir zum Geschenk anbiete. Jeder, der sich segnet, soll gesegnet sein, und jeder, der dich verflucht, soll verflucht sein. Wenn ich dich zu Erde entsende, werde ich dich als Botschafter Meines Heils entsenden, und dein Wort soll wahr sein. Selbst wenn Himmel und Erde irren, dein Glaube wird unbeirrbar sein.
Mohammad ist sein gesegneter Name. Da erhob die Menge die Stimme und sagte: Oh Herr, sende und einen Botschafter. O Mohammad eile zur Errettung der Welt.
Sowohl der Islam als auch das Christentum ermahnen den Menschen zu tugendhaften Taten und frommem Lebenswandel. Sie verurteilen beide:
Und beide fordern ihre Anhänger auf zu:
Die vom Islam und Christentum Gleichmassen geforderten Haupttugenden könnte man in zwei Kategorien unterteilen. Erstens die Dinge, die den Menschen daran hindern, Leben, Eigentum und Ehre anderer zu verletzen, wie zum Beispiel:
Zweitens die Dinge, die einen Menschen veranlassen, anderen Gutes zu erweisen, wie:
Wir werden nun in den Worten der heiligen Schriften beider Religionen eine kurze Zusammenfassung der islamischen und christlichen ethischen Richtlinien geben.
Christentum | Islam |
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Das Göttliche verkehrt nicht auf der schmalen ebene des Denkens, Redens und Schreibens und spricht auch insoweit keine menschliche Sprache. Vielmehr begegnet einem Menschen das Göttliche in der ganzen Breite seines Lebens.
Es existiert eine individuelle Wirklichkeit des Einzelnen, in der das Göttliche auftritt. Die unterschiedlichsten Anlässe lassen das Individuum mit Gott in Berührung kommen. Vergleichbares wie Freude und Trauer; Glück und Unglück; Liebe und Verlassenheit; Zuversicht und Sehnsucht sind Anlässe in denen das Göttliche zu existieren scheint. Gemeinsam Nachdenken und Sprechen kann man wegen eben dieser Anlässe über die "Stimme" Gottes.
Rational betrachtet: Gott ist, wenn es ihn gibt, unendlich weit weg, nicht auffindbar: nicht begreifbar.
Praktisch hieb- und stichfest belegbar weiß man über ihn gar nichts – nicht einmal ob er überhaupt existiert. Der Mensch ahnt, hofft, befürchtet oder wünscht sich ihn. Unser Denken und unsere naturwissenschaftlichen Erkenntnisse führen uns über viele Aufhellungen unseres Daseins immer weiter in ein großes dunkles Loch des Nichtwissens. Sinnbildlich wie in der Astronomie : Je weiter wir mittels Teleskopen und Satelliten in den Weltraum vorstoßen, desto weiter weg erscheinen uns die Grenzen des Weltalls. Wahrscheinlich ist die Welt grenzenlos.
Musste Christus auf dieser Erde gelebt und gelitten haben, damit die unendliche Ferne zu Gott vorstellbarer wird? Gott hätte dann in der Gestalt Christi durch seine Geburt hier auf der Erde auch die unendliche Entfernung zwischen dem Göttlichen und uns überbrückt. Uns damit sehr nahgebracht und uns als Vater mit menschlichen Zügen begegnet.
Vergleiche sind manchmal etwas Hässliches, aber selbst wenn jemand die Neigung dazu hat, wird er bald herausfinden, dass der Jesus der Evangelien und der Prophet Muhammad keine Vergleichsmöglichkeiten bieten. Und zwar deshalb, weil der Prophet Muhammad eine durch und durch historische Persönlichkeit ist, deren Leben in den kritisch überprüften Hadith- und Geschichtsbüchern bis ins kleinste Detail festgehalten ist, während das Leben und der Charakter Jesu im Dunkeln bleiben. Es gibt Wissenschaftler, die Jesu um Dunkeln bleiben. Es gibt Wissenschaftler, die Jesus jegliche historische Existenz absprechen wollen und ihn als mythische Gestalt hinstellen. Selbst wenn wir diesen Standpunkt als extrem ansehen und bezeugen- wie es dir Muslime tun- dass ein Mensch namens Jesus in Palästina wenige Jahre vor Beginn der christlichen Zeitrechnung geboren wurde und den Anspruch erhob, der Messias der Juden zu sein, sind unsere Informationen über ihn so bruchstückhaft und unsicher, dass wir uns kein klares Bild über sein Leben und seine Persönlichkeit machen können. Es bestehen Zweifel über Zeit, Ort und Umstände seiner Geburt; es ist wenig bekannt über die ersten dreißig Jahre seines Lebens; es gibt Widersprüche über die Umstände seines Todes. Die Evangelien berichten uns lediglich über gut zwei Jahre seines Leben und auch das auf eine Art und Weise, die historische Kritik kaum standhalten kann.